
Heuer, im Jubiläumsjahr von Concerto Stella Matutina, dem Barockensemble, dem er seit Beginn angehört, ist er auch besonders oft und allerorts konzertant zu hören. Grund genug ihn wieder einmal zum Pfarrblattinterview zu bitten. Das Interview hat Pastoralassistentin Brigitte Scherrer für das Dompfarrblatt geführt.
Wann hat Deine musikalische Karriere begonnen / mit welchem Alter und welchem Instrument hast Du Deinen allerersten Musikunterricht bekommen?
Ich habe mit 7 Jahren mit dem Klavier begonnen. Bald schon packte mich aber die Faszination für barocke Musik, somit war der Weg zu historischen Instrumenten wie dem Cembalo nicht weit oder geradezu naheliegend. Orgel und Cembalo habe ich dann ungefähr mit 16 Jahren zu spielen begonnen.
Woher kommt die Begeisterung für die Kirchenmusik?
In die Kirchenmusik bin ich durch den regelmäßigen Besuch der Gottesdienste hineingewachsen. Die musikalische Gestaltung der Messe war für mich immer ein wesentlicher Bestandteil, und gute Chormusik und allgemein Musik im Gottesdienst hat mich immer schon fasziniert.
War für Dich nach dem Studium klar, dass Du wieder zurück nach Vorarlberg möchtest? Oder hätte Dich auch das Ausland oder ein anderes Bundesland gereizt?
Natürlich gab es auch Überlegungen in diese Richtung. Aber eigentlich hat mich das Studium schon mit dem Ziel nach Wien geführt, das erlernte und erarbeitete Wissen und die Kompetenzen zurück ins Land zu bringen. Auch während des Studiums hatte ich viel Kontakt nach Vorarlberg und auch die musikalischen Freundschaften und Beziehungen, die ich hier hatte und immer noch habe, wurden während dieser Zeit weiter gepflegt – das war immer stimmig für mich. Deshalb bin ich auch gerne zurückgekommen.
Wann hat Deine besondere Liebe zu Bachs Musik begonnen? Gab es Anlässe oder Personen, die Dich besonders geprägt haben?
Schon während meiner Zeit am Feldkircher Musikgymnasium hatte die Alte-Musik-Bewegung stark Fahrt aufgenommen und auch mich inspiriert. In meinem Freundeskreis gab es einige Musikerinnen und Musiker mit ähnlichen Interessen, sodass ich früh erste kammermusikalische Gehversuche im Bereich der historischen Aufführungspraxis machen durfte. Das alles konnte ich in meinem Studium an der Wiener Musikhochschule weiterverfolgen. Für die Musik von Johann Sebastian Bach war dort natürlich mein Orgelprofessor Michael Radulescu absolut prägend.
Wie würdest Du Deinen Weg zum Domorganisten beschreiben? Ist das eine logische Konsequenz, wenn man „der Beste Organist im Land“ ist, wie viele über Dich sagen?
Vor knapp 20 Jahren gab es erstmals die Möglichkeit, für den Domorganisten eine nebenberufliche Stelle zu schaffen, analog zur Stelle des Domkapellmeisters, die es ja schon länger in dieser Form gab. Das war vor allem der Initiative des ehemaligen Kirchenmusikreferenten Bernhard Loss zu verdanken. Für mich selber war es dann ein Schritt für Schritt hineinwachsen in dieses Amt, da ich schon länger Orgeldienste in Vertretung von Walfried Kraher oder auch Bernhard Loss übernommen hatte.
Die Metzler Orgel wird nächstes Jahr 50 Jahre alt. Was sagst du als Fachmann zu dieser Orgel, an der Du ja sehr viel Zeit verbringst – womit Du Deiner großen Fangemeinde immer wieder Freude bereitest.
Ziel des damaligen Orgelprojektes war es, ein kunsthandwerklich hochstehendes Instrument für den Dom bauen zu lassen. Damals war die Fa. Metzler sicher die erste Wahl für dieses Ziel. Unsere Domorgel ist technisch und klanglich absolut hochwertig, sehr zuverlässig und störungsfrei. Abgesehen vom elektrischen Gebläse funktioniert alles an ihr rein mechanisch, ganz in der jahrhundertealten Tradition des Orgelbaus.
Musikalisch ist sie ein wirklich richtungsweisendes Instrument. Sie beherrscht den akustisch interessant zu bespielenden Raum mit ihrer Klarheit und Präsenz - und das in jeder Lautstärke. Die große Harmonie zwischen Raum und Instrument garantiert die Hörbarkeit von musikalischen Feinheiten und ermöglicht das sehr zarte und leise Bespielen. Aber auch in großer Lautstärke bleibt ihre Klarheit erhalten. Sie eignet sich als Instrument zum Begleiten des Gemeindegesanges genauso, wie zum Einsatz im Konzert.
Neben Deinem Engagement am Dom, Deiner Mitarbeit in der Orgelkommission und Deiner Lehrtätigkeit an der Stella Privathochschule für Musik bist Du auch ein umtriebiger und gefragter Konzertmusiker im In- und Ausland. Gerade heuer seid Ihr mit Concerto Stella Matutina im Rahmen des 20-jährigen Jubiläums sehr aktiv. Aber auch bei den Bachkantaten in Vorarlberg, bei Musik in der Pforte, Orgelführungen und Konzerten im ganzen Land und darüber hinaus bist Du zu hören, und heuer hast Du auch als musikalischer Leiter bei der sehr aufwändigen Opernproduktion an der Stella mitgewirkt. Du kannst die Liste gerne ergänzen . Wie bringst Du alle diese Dinge unter einen Hut?
Natürlich braucht das eine gute Planung und ein hohes Maß an Selbstorganisation Die Konzerttätigkeit muss mit der Tätigkeit am Dom gut koordiniert sein. Manchmal bedeutet das, dass ich am Samstag nach einem Konzert eine größere Strecke wieder nach Hause fahre, um am Sonntag früh im Dom zu sein.
Aber das gehört grundsätzlich zum Musiker-sein. Ich könnte nicht „nur“ am Dom sein, oder „nur“ Lehren … Ich brauche diese Vielfalt, weil ja jedes Tun auch wieder Inspirationsquelle für den weiteren Weg und für neue Projekte ist.
Ein kleiner Nachteil meinen KollegInnen gegenüber ist natürlich, dass es für mich zu Ostern oder Weihnachten keine Ferien gibt. Das ist naturgemäß kirchenmusikalisch eine sehr dichte und intensive Zeit.
Hin und wieder braucht Mann auch eine Auszeit: dann schwingst Du Dich auf Dein Rennrad, wirfst die Kaffeemaschine an oder heizt den Pizzaofen ein. Ich habe das Gefühl, dass Du alles, was Du tust, mit einem gewissen Hang zur Perfektion machst und immer mit der Reduktion auf das Wesentliche. Würdest Du Dich selber als Perfektionisten bezeichnen?
Nein.
Nein?
Nein, ich bin kein Perfektionist. Aber ich muss zugeben, mit 75 % bin ich auch nicht zufrieden. Ich würde sagen 92%. Bei den restlichen 8% bin ich allerdings ausgesprochen großzügig und flexibel.
Das kann ich allerdings auch aus persönlicher Erfahrung als Kantorin bestätigen. Ich staune immer wieder darüber, wie großzügig Du gegenüber SängerInnen bist, die keine musikalische Ausbildung haben. Dass das für Dich keine Rolle spielt, schätze ich wirklich sehr an Dir. Vielen Dank dafür und auch für das Gespräch. Ich hoffe, du bleibst dem Dom und der „alten Musik“ noch lange erhalten.